CDU Gemeindeverband Westhausen/Lippach

Zeitreise in die Geschichte der Collis-Werke

Norbert Janik und Jochen Weiß führen durch die historischen Bunkeranlagen

In den Jahren 1935 und 1936 baute das Dritte Reich im beschaulichen und verarmten Reichenbach einen Rüstungsbetrieb auf. Es wurden Kartuschen für die Munition von Flugabwehrkanonen hergestellt.
Die Hallen aus dieser Zeit stehen immer noch. Heute nutzt die Apex Tool Group das Gelände und die Gebäude für die Produktion hochmoderner Werkzeuge für die Fahrzeug-, Luftfahrt- und Maschinenindustrie.

Die CDU Westhausen/Lippach und Bundestagsabgeordneter Roderich Kiesewetter hatten zur Heimatkunde mit Führung durch die gut erhaltenen Bunkeranlagen eingeladen.

Jochen Weiß von Apex beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Historie der „Collis-Werke“. Er und der Westhausener Ortchronist Norbert Janik schilderten eindrucksvoll die Entstehung der Anlage unter den Nationalsozialisten. Der ursprüngliche und eindeutige Zweck der Collis-Werke diente der militärischen Aufrüstung des Deutschen Reiches und in den Jahren des Zweiten Weltkrieges der Sicherstellung des Nachschubes in die Kriegsgebiete. Westhausen entwickelte sich hierdurch binnen kurzer Zeit von einem kleinen Dorf zu einem großen Industriestandort.

Die Planer erhielten von der NS-Führung die Aufgabe, eine gut getarnte Produktionsanlage zu entwerfen und in den Hang hinter Reichenbach zu bauen. Collis ist das lateinische Wort für Hügel. Nach dem Bau der Hallen wurden die Dächer mit einem Kupferblech überzogen und mit Erde bedeckt. Darauf wurden Bäume und Sträucher gepflanzt. Die Zufahrtsstraße, die heutige Industriestraße, wurde wie die Hallen in grüner Farbe gestrichen und die Stromzuleitung wurde bereits damals unter der Erde verlegt. Durch diese ausgeklügelte Tarnung wurde der Rüstungsbetrieb tatsächlich erst wenige Tage vor Kriegsende nach dem Einmarsch der Alliierten in Westhausen und Reichenbach entdeckt. Die Amerikaner ließen im Anschluss alle Maschinen demontieren und auf Basis von Absprachen nach Russland abtransportieren. Durch die geschickte politische Einflussnahme der neuen Verantwortlichen um Bürgermeister Paul Ott konnte die Sprengung des Standortes verhindert werden. Damit war in den Nachkriegsjahren die Grundlage geschaffen, um verschiedenen Firmen einen Standort für ihre Produktion und vielen Einwohnerinnen und Einwohnern einen Arbeitsplatz zu geben.

Bis zum heutigen Tage wirkt sich die Existenz der Collis-Werke auf das Gemeindeleben in Westhausen und Reichenbach aus: Das Freibad wurde von Collis-Mitarbeitern gebaut und zahlreiche Häuser um den heutigen Katzenstadel des Reichenbacher Carnevalvereins waren Teil einer werkseigenen Collis-Wohnsiedlung. Nicht zuletzt ist mit der Apex Tool Group ein führendes Unternehmen seiner Branche auf dem Gelände mit einer bewegten Geschichte beheimatet.